Neurodermitis zählt zu den Volkskrankheiten der westlichen Industrieländer. Vielfach kommt sie mit Lebensmittelallergien einher. Die Wissenschaft bestätigte bisher keinen allgemeinen Zusammenhang, dennoch kann im Einzelnen die Ernährung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Wer ist von der Krankheit betroffen?

Neurodermitis, eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, tritt in Schüben auf und verursacht starken Juckreiz. Die Entstehung der chronisch-entzündliche Hauterkrankung ist noch unklar - mehrere Faktoren spielen eine Rolle, ob man davon betroffen ist oder nicht. Einen Einfluss besitzen die Gene, denn die Hautkrankheit ist vererbbar. Allerdings erkrankt daran nicht jede Person, die eine Veranlagung dazu hat. Die Erkrankung tritt hauptsächlich im Säuglings- und Kleinkindalter auf. Die Symptome zeigen sich bei 60 Prozent der Betroffenen während des ersten Lebensjahrs und bei 85 Prozent bis zum Vorschulalter.

Neurodermitis bei Babys und Kindern kein endgültiges Urteil

Langzeitstudien belegen, dass bei etwa 40 Prozent die Krankheitserscheinungen bis zum Erwachsenenalter verschwinden. Die restlichen Patienten leben mit mehr oder weniger schweren Symptomen mit der Krankheit weiter. Die Häufigkeit von Neurodermitis liegt im Erwachsenenalter bei etwa drei Prozent.

Wie beeinflusst die Ernährung den Krankheitsverlauf?

Nahrungsmittel und Zusatzstoffe können allergische Krankheitserscheinungen auslösen, jedoch reagiert jeder Patient anders. Für Neurodermitis-Erkrankte gibt es keine allgemeingültige Diät. Und ob eine strenge Diät wirklich einer Erkrankung oder einem Schub vorbeugen kann, ist offen. Dennoch: Die atopische Dermatitis und der Darm scheinen zusammenzuhängen.

Neurodermitis und die Darmflora

Ist die Darmflora gestört, wirkt sich das negativ auf das Immunsystem und die Haut aus. Klinische Studien zeigen, dass probiotische Mikroorganismen eine atopische Dermatitis vorbeugen können oder den klinischen Verlauf positiv beeinflussen. Insbesondere das probiotische Milchsäurebakterium Lactobacillus GG spielt dabei eine Rolle. Es findet sich in Naturjoghurt, Kefir und in rohem Sauerkraut. Allerdings ist beim Konsum auf eine Milchunverträglichkeit zu achten.

Entzündungen vorbeugen

Da Neurodermitis zu den entzündlichen Hautkrankheiten zählt, gilt es, Entzündungen im Körper vorzubeugen. Dabei helfen Lebensmittel mit antioxidativen Eigenschaften. Dazu gehören vor allem Gemüse und Obst sowie Omega-3-Fettsäuren, etwa aus Leinöl. Beim Verzehr von Obst und Gemüse jedoch auf Überempfindlichkeiten achten. Ferner scheint Vitamin E zu helfen. Vitamin E senkt den Immunglobulin-E-Spiegel (IgE), was zu einer Besserung oder gar zu einem Verschwinden der Symptome führen kann. Gamma-Linolensäure, etwa aus Borretschöl, ist ebenfalls förderlich.

Vitaminreiche, abwechslungsreiche Ernährung

Generell sollten Patienten auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Verpflegung achten. Der Expertenrat lautet: "Eine vitamin- und eiweißreiche Kost bevorzugen und weitgehend auf Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee verzichten". Ebenso empfiehlt es sich, stark kohlensäurehaltige Getränke zu meiden.

Ein Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel sollte jedoch nur bei einer Unverträglichkeit erfolgen. Denn das einseitige Weglassen von Nahrungsmitteln kann schnell zu einer Mangelernährung führen. Wie finde ich eine Unverträglichkeit auf bestimmte Lebensmittel heraus?

Lebensmittelunverträglichkeiten feststellen

Da jeder Neurodermitis-Patient anders reagiert, sollte er zunächst herausfinden, welche Lebensmittel welche Reaktionen bewirken. Dabei kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein. Darin sollte der Patient alle verzehrten Lebensmittel aufführen sowie die aufgetretenen Beschwerden. Dies hilft beim Auffinden von Lebensmittelunverträglichkeiten.

Eine Methode, die Verursacher zu ermitteln, ist die Auslassdiät. Zunächst nur Dinge essen, die allgemein als gut verträglich gelten. Diese finden Sie weiter unten im Artikel. Sobald sich die Haut bessert, erfolgt der nächste Schritt. Jetzt die Liste der weniger verträglichen Lebensmittel eines nach dem anderen austesten und darüber Buch führen. Reagiert die Haut, ist ein Verursacher gefunden. Diesen weglassen und weiter ausprobieren.

Aufwendiger Prozess mit positiven Aussichten

Diese Trial-and-Error-Methode erfordert Geduld - der langwierige Prozess ist nicht von heute auf morgen abgeschlossen. Sind jedoch die schuldigen Lebensmittel gefunden, heißt es, diese vom Menüplan komplett zu streichen. Durch dieses Ausschlussverfahren besteht die Chance, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, ohne das Risiko einer Mangelernährung einzugehen.

Welche Nahrung für Säuglinge?

Da sich das atopische Ekzem vielfach in den ersten Lebenswochen entwickelt, liegt das Augenmerk auf den Nahrungsmitteln von Schwangeren und Babys. Bei Risikokindern sollten werdende Mütter bereits während der Schwangerschaft ihr Essverhalten im Blick haben. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Kindern, deren Eltern oder Geschwister an Nahrungsmittelallergien, Heuschnupfen oder an allergischem Asthma leiden.

Die richtige Ernährung bei Babys

Die angehende Mutter sollte:

  • Vitamin C-haltige Nahrung bevorzugen
  • Während der Schwangerschaft nicht rauchen
  • Fisch auf ihren Speisezettel setzen

Dies gilt auch für die Stillzeit. Muttermilch ist die beste Nahrung fürs Kind, besonders während der ersten vier bis sechs Monate. Ist dies nicht möglich, sollten Säuglinge hypoallergene Babynahrung (HA) erhalten. Für ein Kind ohne familiäre Vorbelastung ist dies nicht erforderlich. Neben der richtigen Kost hilft dem Baby auch eine rauchfreie Wohnung und die richtige Pflegecreme.

Die richtige Ernährung für Kleinkinder

Welche Lebensmittel für Kleinkinder?

Schätzungsweise lösen bei Kindern in rund 60 Prozent aller Fälle Lebensmittelüberempfindlichkeiten eine atopische Dermatitis aus. Die gute Nachricht: Vielmals verschwindet diese Überempfindlichkeit mit dem Alter. Am längsten reagieren Risikokinder auf Ei, Milch, Soja, Weizen und Erdnüsse.

Die Ursachen für diese Überempfindlichkeiten können Immunglobulin-E-basierte Allergien oder Pseudoallergien sein. Pseudoallergien beruhen vielfach auf Medikamenten oder Lebensmittelzusatzstoffen. Klinische Studien belegen, dass Diäten ohne diese Zusatzstoffe sich positive auf Neurodermitis-Patienten im Kindesalter auswirken.

Auf individuelle Trigger-Faktoren achten

Bei Kindern gilt Ähnliches wie bei Erwachsenen. Jedes Kind reagiert individuell und eine Lebensmittelunverträglichkeit oder -überempfindlichkeit erfordert ausgiebige Tests. Liegt ein Verdacht vor, sollte ein Arzt das Kind entsprechend testen. Wird eine Diät erforderlich, ist diese ebenfalls mit dem Arzt abzusprechen und regelmäßig zu überprüfen - denn eine Allergie kann sich mit der Zeit auch ausschleichen.

Welches Obst sollte man bei Neurodermitis meiden?

Auf der Verdachtsliste stehen Obst- und Gemüsesorten wie:

  • Saure Äpfel
  • Pfirsiche
  • Bananen
  • Birnen
  • Karotten
  • Sellerie
  • Tomaten

Ebenfalls empfehlen Experten, Schweinefleisch zu meiden. Folgende Lebensmittel verursachen im Allgemeinen kaum Unverträglichkeiten: Vollkornbrot, Vollkornnudeln und Erzeugnisse aus Hirse, Hafer, Dinkel, Buchweizen, Amaranth, Quinoa, Gerste oder Roggen, Reis, Mais, zuckerfreie Trockenfrüchte, süße Äpfel, Heidelbeeren, Mangos und Wassermelonen.

Eher unbedenklich beim Gemüse sind: Blumenkohl, Bohnen, Brokkoli, Erbsen, Kartoffeln, Kohlrabi, Lauch, Linsen, Mangold, Pilze, Rosenkohl, Rote Bete, Rotkohl, Salatgurke, Spargel, Weißkohl, Wirsing, Zucchini sowie Blattsalate.

Good to know: Da Überempfindlichkeiten auch durch Lebensmittelfarbstoffe oder durch Konservierungsstoffe entstehen können, eignet sich frisch gekochte Nahrung meist besser als Fertigprodukte.

Welche Kost für Erwachsene?

Alkohol, Kaffee und starke Gewürze fördern die Durchblutung, was den Juckreiz erhöht. Süßigkeiten und Produkte aus Weißmehl unterstützen entzündliche Vorgänge im Körper. Daher Haushaltszucker, Honig und Dicksäfte sparsam verwenden. Inwieweit Zucker allerdings eine Verschlechterung von Ekzemen bewirkt, ist bisher nicht bekannt.

Vorsicht bei saurem Obst

Beim Obst zeigen bestimmte Sorten unterschiedliche Verträglichkeiten auf. Im normalen Umfang gegessen neigt saures Obst eher dazu, unverträglich zu sein. Dazu zählen etwa Erdbeeren, Pfirsiche, Zitrusfrüchte, aber auch Kiwis, Johannisbeeren und Stachelbeeren. Meist besser vertragen wird hingegen süßeres Obst wie bestimmte Apfelsorten, Wassermelone, Mango, Heidelbeeren und teilweise Birnen und Bananen.

Als klassische Auslöser für Allergien stehen Kuhmilch und Kuhmilchprodukte, Weizen, Geflügel, Schweinefleisch, Nüsse, Erdnüsse, Eier, Fisch und Hülsenfrüchte sind ebenso im Verdacht. Aber auch Gemüsesorten wie Tomaten, Karotten, Sellerie, Paprika und Soja können Trigger für Allergien sein. Kinder-geeignete Nahrungsmittel gelten auch für Erwachsene.

Fazit

Leider gibt es keine Allheilmittel-Diät für Neurodermitiker. Die Krankheit ist komplex und bis heute nicht vollständig erforscht. Für viele hängen Neurodermitis-Schübe jedoch mit ihrer Nahrungsaufnahme zusammen, da vielmals eine Nahrungsmittelunverträglichkeit besteht. Erfahrungen Betroffener zeigen: Am besten aufs Bauchgefühl zu hören, um herauszufinden, was der Körper verträgt und was nicht. Professionellen Rat können Hautärzte und Ernährungsexperten geben. Bei Säuglingen und Kindern auf jeden Fall einen Kinderarzt um Rat fragen. Gemeinsam mit der richtigen Pflege kann die Haut bei Neurodermitis entlastet werden – für mehr Wohlgefühl.

Quellen

Aue, K. (2010). Bei Neurodermitis gut ernährt. Deutsche Apothekerzeitung 2010, Nr. 38, S. 59.

Die Ernährungsdocs. (2020). Ernährung bei Neurodermitis: Trigger meiden. Download vom 30. November 2020, von [Quelle] 

Quirgst, H. (2015). Richtige Ernährung bei Neurodermitis. Download vom 30. November 2020, von [Quelle] 

Dohmen, B. (2010). Baby-Ernährung. Stillen, Fläschchen, Breie: Richtig und gesund ernährut von 0 bis 2 Jahren. Trias: Stuttgart.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (o.J.) Neurodermitis (atopische Dermatitis) und Ernährung. Download vom 30. November 2020, von [Quelle] 

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